Kleine Andacht im April 2020
ODER: SINGEN GEHT IMMER!
Liebe Leser,
was für eine Zeit erleben wir grade!
Ein Virus bremst alles aus!
Das Leben steht in vielen Bereichen still!
Soziale Kontakte, für viele von uns lebenswichtig, sollen vermieden werden.
Keine Gottesdienste, nicht einmal zu Ostern!
Gesang und Lieder begleiten uns trotzdem durch unseren Alltag.
Manche haben gern das Radio an, hören zu und lassen sich inspirieren.
Oft sehen wir auf der Straße Menschen mit einem „Knopf“ im Ohr.
Sie hören Musik, tauchen oft ganz in sie ein.
Andere lassen Lieder in ihrem Kopf entstehen, die ihnen grade so einfallen.
„Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben“, heißt es in einem neueren Kirchenlied.
Ja, ich denke da steckt etwas sehr Wahres drin.
In meinen Lieblingsliedern steckt viel von mir selbst drin, von dem wie ich denke und wie ich fühle. Viel von meiner Stimmung.
„Die Töne, den Klang hast du mir gegeben.“ So heißt es weiter in dem Lied.
Die Töne und der Klang berühren direkt Herz und Seele.
Hier ist der Sitz unserer Gefühle, hier kommen sie direkt an, die Töne und der Klang.
Natürlich auch die Worte, der Text der Lieder.
Aber besonders tief geht meistens die Musik.
Singen ist gesund!
Singen ersetzt zwar nicht den Arzt, aber es unterstützt seine Arbeit.
Man kann sich den Kummer von der Seele singen, gegen die Angst und das Alleinsein ansingen und sich in die Geborgenheit Gottes singen.
Singen entkrampft, lenkt von Grübeleien ab und hebt die Stimmung!
Ein Bild begleitet mich schon ein Leben lang:
Meine Oma (sie lebt schon seit 40 Jahren nicht mehr, aber ich sehe sie vor mir…)
sitzt in einem roten Gartenstuhl im Garten unter einem Baum und singt.
Ganz allein, einfach so.
Sie ist schon alt und hat keine besonders bemerkenswerte Stimme, aber ihr Gesicht ist entspannt und zufrieden beim Singen.
Meine Oma war eine kluge Frau!
Es gibt Musikwissenschaftler, die sagen, Singen sei die erste Muttersprache des Menschen.
Kleinste Kinder reagieren oft besonders auf Gesang. Ein weinender Säugling kann sich entspannen, wenn der Vater ihn im Arm hält und dabei vor sich hin singt.
Da wird so mancher „Nichtsänger“ ganz instinktiv zum „Sänger“.
Die Vibration in der Brust, die tiefe Atmung, der Klang der Stimme, die Ruhe, die ein leise Singender ausstrahlt. Das geht direkt in die Seele und tröstet.
Einem Kind das Singen vorzuenthalten führt sozusagen zu seelischer Unterernährung.
Singen ist so wichtig für die Seele wie Essen für den Körper.
Wie betrogen sind Menschen, denen man das Singen ausgetrieben hat im Elternhaus oder in der Schule.
Vielleicht mit dem Satz: „Du kannst nicht singen, klingt ja schrecklich, hör auf!“
Es ist schwer, dies wieder los zu werden.
Denn: auch Stimmen brauchen Liebe und Lieder. Sonst verkümmern sie.
Die gute Nachricht ist: es ist nie zu spät, um seine Stimme zu finden oder wieder zu finden.
Jeder Mensch kann singen, hat eine Stimme, die unverwechselbar ist.
Jedenfalls jeder, der über einen Kehlkopf und Stimmbänder verfügt.
Auch wenn die Stimme in Kindertagen nicht geweckt, geliebt, umsorgt und gefeiert wurde, so wie das erste Lächeln, der erste Schritt, das erste Wort , so lässt sich das nachholen.
Denn jede Seele kann singen, sie muss nur einen Weg finden durch die Kehle hindurch.
Das kostet zunächst ein wenig Mut, manche trauen sich kaum.
Fangen wir doch einfach damit an.
Im Wald, unter der Dusche, auf dem Balkon oder heimlich erstmal ganz leise zu Radio-oder CD Musik.
Es ist ein Abenteuer, die eigene Stimme zu erkunden, sie ist der kürzeste Weg zu unserer Seele.
„Und bis wir uns wiedersehn,
und bis wir uns wiedersehn,
möge Gott seine schützende Hand
über dir halten.“
Bleiben Sie behütet
Ihre
Sabine Sonntag
Lektorin in der KG Syke