Pastor Dr. Christian Kopp beantwortet 10 Fragen
1. Was hat Sie motiviert, den Beruf des Pastors zu ergreifen?
Vor allem lag meine Studiums- und Berufsentscheidung an der Person des Schulpfarrers, bei dem ich in der Mittelstufe und auch in der Oberstufe Religionsunterricht genießen durfte. Seine Art, die Inhalte der christlichen Religion zu vermitteln (z.B. die Sozialkritik der alttestamentlichen Propheten oder auch die Argumente der großen Religionskritiker) hatte in mir den Wunsch geweckt, Theologie zu studieren und die Beschäftigung mit diesen Themen zu vertiefen.
Aber sicher hatte diese Entscheidung auch ihre Vorgeschichte. Allererste Motivationsspuren wurden bei mir schon durch all die biblischen Geschichten im Kindergottesdienst gelegt. Und der Pfarrer in meiner Heimatgemeinde – auch ein guter Mann! – knüpfte daran mit einem sehr ansprechenden Konfiunterricht an.
2. Wie erleben Sie Ihre Syker Kirchengemeinde – vor 10 Jahren und heute? Erkennen Sie Entwicklungen bzw. Veränderungen?
Eine Kirchengemeinde verändert sich vor allem durch die Menschen, die sich in ihr engagieren. So ist es natürlich auch in unserer Christus-Kirchengemeinde. Der Kirchenvorstand zum Beispiel, der gerade unsere Gemeinde leitet, ist ein ganz anderer als der, zu dem ich nach meiner Einführung als Pastor im Jahr 2011 stieß. Jede Gruppenkonstellation erzeugt eigene Energien und oft auch neue Ideen und Ziele. Und so gab es in fast allen Gemeindegruppen Veränderungen in der Leitung und in der Zusammensetzung der Gruppen. Diese immer wieder neu werdenden Konstellationen bringen dann auch immer wieder neue Ideen und neue Formen der Zusammenarbeit zustande.
Und daneben nehmen sicher die Herausforderungen zu, die unsere finanziellen Spielräume und auch die Stellensituation betreffen. Aber 2000 Jahre Kirchengeschichte haben gezeigt, dass unsere Gemeinschaft immer wieder kreative Wege gefunden hat, sich zu organisieren. Da vertraue ich darauf, dass das auch uns weiter gut gelingt.
3. Welche inhaltlichen Schwerpunkte setzen Sie in Ihrem Pfarramt? Was war Ihnen vor 10 Jahren wichtig? Welche Aufgaben sehen Sie heute als bedeutsam?
Als ich vor 10 Jahren in Syke anfing, war die religionspädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde mein Arbeitsschwerpunkt. Ich konnte zu einem super zusammenarbeitenden Kinderkirchen-Team hinzustoßen, die Jugendgruppe T-Time aufbauen, den Kindergarten Sonnenstrahl mit regelmäßigen Andachten begleiten und mit Kollegin Albertje van der Meer vor Ort gemeinsam den Konfiunterricht gestalten.
Im Lauf der Zeit habe ich dann mehr und mehr gemeindeleitende und -verwaltende Aufgaben im Kirchenvorstand und seinen Ausschüssen übernommen, bis hin zum Vorsitz des Kirchenvorstandes, den ich für eine kurze Zeit innehaben durfte, bis ich dieses Amt dann wieder in sehr gute ehrenamtliche Hände legen durfte.
Was aber bei manchen Veränderungen gleich geblieben ist in den 10 Jahren meines Pfarrdienstes, ist die Freude am Predigen und an der Vermittlung religiöser Fragestellungen und Inhalte, sei es in Gottesdiensten oder in Gruppen und Kreisen bei uns oder in Nachbargemeinden. Unser Glaube, die biblischen Texte und die ereignisreiche Geschichte unserer Kirche sind unerschöpfliche Quellen für viele spannende gemeinsame Entdeckungen.
4. An welche Ereignisse (Erfolge, Erlebnisse) der letzten 10 Jahre erinnern Sie sich gerne? Was bereitet Ihnen besondere Freude?
Vor allem sind es viele bewegende Gottesdienste, an die ich zurückdenke. Da darf man als Pastor so viel Schönes mit anderen Menschen erleben, zum Beispiel das Segnen der Konfirmanden und Konfirmandinnen an ihrem großen Tag, oder am Taufstein zu stehen und sich mit den Eltern und Patinnen und Paten über die Taufe des Kindes zu freuen, oder die Segnung der Ehepaare bei ihrer Trauung.
All das weitere Erfüllende hier aufzuzählen, würde den Rahmen des Gemeindebriefs sprengen. Denn von meinem Ordinationsgottesdienst und meiner ersten Amtshandlung, dem Geburtstagsbesuch bei Dora Sievers, bis hin zur Turmbesteigung und manchem danach gab es einfach so viele schöne Ereignisse.
5. Was war und ist für Sie eine große Herausforderung als Gemeindepastor?
Oft beende ich spätabends meine Arbeit, schau auf den Tag zurück und denke mir: bei Herrn X oder Frau Y hättest du dich auch mal wieder melden können. Aber es hatte zwischen den Konfiunterricht und die Kirchenvorstandssitzung einfach nicht mehr reingepasst. Und in den Tagen darauf wird es dann auch nicht viel besser. Da ist es nicht leicht, dem eigenen Anspruch an sich selbst und den Ansprüchen von anderen gerecht zu werden.
Es gibt ein Gesangbuchlied „Unsern Ausgang segne Gott“. Da heißt es an einer Stelle „segne unser Tun und Lassen“. Um diesen Segen bitte ich oft.
6. Wie ist es der Kirchengemeinde in der Corona-Pandemie ergangen?
So schlecht wie wahrscheinlich allen Gemeinschaften bei uns und auf der Welt, deren Miteinander wesentlich von persönlicher Nähe geprägt ist. Der christliche Glaube lebt zwar vom Wort allein, aber dieses Wort hat eben auch eine leibliche Dimension. Das reicht von der ersten Anteilnahme bei einem Trauerbesuch durchs Händereichen über die Gruppenspiele beim Konfiunterricht bis zur Abendmahlsfeier in unseren Gottesdiensten.
Wir machen gerade durch viele andere Kontaktformen das Beste aus der Not. Im Konfiunterricht zum Beispiel findet das allermeiste gerade digital über Video statt. Aber ich hoffe, dass wir bald wieder zumindest einigermaßen zu unserem gewohnten Miteinander kommen können.
7. Welche Ideen möchten Sie gerne für einen Neustart nach der Pandemie umsetzen?
Zuerst mal werde ich viele Besuche nachholen, die in den letzten Monaten aus Vorsichtsgründen nicht gemacht wurden. Da freue ich mich schon wieder drauf!
Dann würde ich gerne ein Gemeindefest feiern, das der Hochzeit zu Kana in nichts nachsteht – also auch mit gutem Wein bis zum Schluss, und mit viel Musik.
Und ich würde gerne mal einen ganz niedrigschwelligen Gesprächskreis ins Leben rufen und bei Knabberkram, Getränken und Kerzen auf dem Tisch über Gott und die Welt reden, ganz entspannt und locker unter dem Motto: worüber ich schon immer mal reden/was ich schon immer mal fragen wollte.
8. Was ist Ihre Lieblingsbibelstelle?
Oh, da gibt es so viele! Aber wenn ich nur eine nennen soll, dann ist es mein Taufspruch, Psalm 16, Vers 1: „Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich.“
Diesen Vers habe ich mir nicht selbst gewählt, er wurde mir mitgegeben. So wie es früher üblich war, hat der damalige Pfarrer in meinem Heimatdorf den Spruch für meine Taufe ausgewählt. Und ich finde, er hat gut gewählt! In den wenigen Worten kommt alles zum Ausdruck, worum es in unserem Glauben geht.
9. Haben Sie Vorbilder, die Sie inspirieren und die Ihnen Hoffnung machen?
Ja, aber das sind nicht unbedingt große, prominente Namen, sondern eher Alltagsbegegnungen, wo ich innehalte und denke: das ist ja klasse, wie er das macht oder was sie sagt. Im Englischen gibt es einen schönen Satz „each one teach one“. Das bedeutet so viel wie: jeder/jede kann dir etwas beibringen – und du kannst anderen etwas geben. Dietrich Bonhoeffer hat es theologisch so formuliert: „Der Christus im Bruder ist stärker als der Christus im eigenen Herzen.“ Insofern kann mir jeder und jede Vorbild sein, mich inspirieren und mir Hoffnung machen.
10. Was machen Sie gerne privat?
Ich lese sehr gerne. Tagsüber gerade vor allem Leo Lausemaus oder die Bücher der Wieso? Weshalb? Warum?-Reihe mit meiner Tochter. Und wenn sie eingeschlafen ist, gerne querbeet Klassiker wie Thomas Mann und Hermann Hesse, zeitgenössische Autoren wie Peter Stamm und Max Goldt oder fantastische Literatur von Neil Gaiman und Lisa Brenk.
Und ich höre gerne Musik – Bands wie Kettcar, Tocotronic oder Nick Cave & The Bad Seeds laufen bei mir eigentlich täglich rauf und runter.