Zum 25-jährigen Dienstjubiläum: Fragen an Pastorin Albertje van der Meer
Am 14.12.1997 feierte die Christuskirchen-Gemeinde die Amtseinsetzung von Pastorin Albertje van der Meer. Sie wurde vom damaligen Superintendenten Jürgen Flohr in ihr Amt eingeführt.
Zum aktuellen Silberjubiläum gratuliert der Kirchenvorstand und die Gemeinde ganz herzlich und wünscht ihr Gottes reichen Segen.
Das Dreiklang-Team hat sie gebeten, uns einige Gedanken zu ihrer langen Dienstzeit aufzuschreiben.
Hier auf der Gemeinde-Homepage erfahren Sie nachstehend mehr über die Entwicklungen im Amt, die besonderen Herausforderungen, aber auch die positiven Erlebnisse dieser Jahre.
Zum aktuellen Silberjubiläum gratuliert der Kirchenvorstand und die Gemeinde ganz herzlich und wünscht ihr Gottes reichen Segen.
Das Dreiklang-Team hat sie gebeten, uns einige Gedanken zu ihrer langen Dienstzeit aufzuschreiben.
Hier auf der Gemeinde-Homepage erfahren Sie nachstehend mehr über die Entwicklungen im Amt, die besonderen Herausforderungen, aber auch die positiven Erlebnisse dieser Jahre.
Erklärst du – wieder einmal – den Hintergrund deines holländisch klingenden Namens?
Albertje: von „Albert“ und „je“ diminutiv wie das deutsche „chen“ … die Kleine vom Albert … „Meer“ ist im Niederländischen nicht das große Meer wie etwa die Nordsee im Deutschen, sondern es ist der kleine Binnensee … früher wurde gern mal mit meinem Namen gewitzelt … und die Kinder sagten dann „van der Pfütze“ zu mir … sie hatten damit gar nicht mal unrecht. Ich bin also die Kleine vom Albert, dessen Familie von den Meeren stammt, d.h. „van“ hat nichts Adeliges. Obwohl „Albertje“ dann doch von der Namensbedeutung her auch „edel, vornehm und hell, strahlend, glänzend“ bedeuten kann.
Was hat dich motiviert, Pastorin zu werden?
Gute Frage. Mein Traumberuf war Hebamme. Nur als ich die Realschule absolviert hatte, war ich noch keine 16 Jahre und damit zu jung, um eine Lehrstelle zu bekommen. So ging ich zum Gymnasium in die frisch reformierte Oberstufe und machte mein Abitur. Ein anderer roter Faden bekam dadurch für meinen weiteren Lebensweg Bedeutung: meine religiöse Sozialisation. Bei uns, d.h. in meiner Herkunftsfamilie, wurden noch Tischgebete gesprochen und die biblischen Geschichten aus der Kinderbibel gelesen. Auch zum Kindergottesdienst gingen wir sonntags regelmäßig. Heranwachsend zeigten sich uns Kindern dann immer mehr Fragen und bei Tisch wurde dann auch schon mal heftig diskutiert. Wegen meines niederländischen Herkommens war eine Kirchenmitgliedschaft verbunden mit einer Kirchensteuer, wie das hierzulande üblich ist, nicht selbstverständlich. So gab es in meiner Familie verschiedene Meinungen und es entstand bei mir Wunsch, einmal nachzuforschen, was wirklich dran ist an all den Geschichten und biblischen Aussagen. Dabei war mir zunächst noch nicht vor Augen, dass ein Theologiestudium mit dem Beruf „Pastorin“ verbunden sein würde. Das habe ich erst später realisiert. Zuerst wollte ich theologisieren und philosophieren. Nach und nach wurde für mich dann auch der damit verbundene Beruf erstrebenswert. Menschen begleiten, ihnen weitersagen, was ich herausgefunden habe, dazu beitragen, dass Religion auch weiterhin von Bedeutung bleibt, daran liegt mir. So hebe ich nun keine Babys, wohl aber die Herzen vieler Menschen.
Wie erlebst du deine Syker Kirchengemeinde – vor 25 Jahren und heute?
Als ich kam, zählte die Kirchengemeinde 6600 Gemeindeglieder, heute sind es weniger als 5000. Jetzt könnte man meinen, es geht mir um die Austritte. Aber es geht mir um was anderes: Die Syker Kirchengemeinde und auch ihre Gemeindeglieder sind älter geworden. Viele, die ich anfangs kennenlernte, sind heute nicht mehr unter uns. Vergleichsweise sehr viel weniger sind nachgewachsen, d.h. wurden geboren. Die Kirchengemeinde befindet sich heute in einer Umbruchsituation. Eine sehr viel kleinere Generation löst eine sehr viel größere Generation ab. Neue Akzente werden gesetzt, um das kirchliche Geschehen lebendig zu halten: die Gottesdienstliturgie ist heute eine ganz andere als damals, herkömmliche Gruppen und Kreise bestehen zwar noch, aber sind sehr viel älter und kleiner geworden. Gefragt wird von den Nachfolgenden nach befristeten und daher überschaubaren Projekten, nach Event und Aktion. Auch der Konfirmandenunterricht hat sich völlig verändert; nicht mehr wöchentlich wird sich getroffen, sondern in Kursen nach Neigung und Interesse. Was „Work-Life-Balance“ bzgl. des Arbeitslebens bedeutet, gilt auch für den Grad der Beteiligung am Gemeindeleben: die Balance zwischen Engagement für andere und für sich und die Familie soll stimmen. Bemerkbar macht sich im Pfarramt die Arbeitsverdichtung aufgrund weniger werdenden Personals. Und besonders kommt zum Tragen das Zusammenwachsen der drei Kirchengemeinden Barrien – Heiligenfelde – Syke. War ich vor 25 Jahren Syker Pastorin, so bin ich nun darüber hinaus Pastorin der Region Dreiklang. Schön ist es für mich zu erleben, dass dies auch auf Gemeindeebene positiv wahrgenommen wird.
Welche inhaltlichen Schwerpunkte in deinem Pfarramt sind dir heute wichtig? Was hat sich verändert?
Ein Schwerpunkt, der sich von damals bis heute durchzieht, ist die Arbeit mit den Senioren. Sicher, der Kreis ist mittlerweile sehr viel kleiner geworden. Aber das Interesse an Themen aus Gesellschaft, Religion, Kultur und Politik ist immer noch da und wird eingefordert. Verändert hat sich, besonders seit Corona, die Sehnsucht nach Gemeinschaft gegen das Alleinsein. So haben wir die Treffen dahingehend verändert, dass mehr Raum für Spiel und Unterhaltung an den Nachmittagen besteht.
Auch begleite ich von Anfang meines Dienstes in Syke an den Diakonie-Pflegedienst der Kirchengemeinde. Aus dem ehemals eher kleinen Dienst ist ein Dienst mit vielen Mitarbeiterinnen geworden, der zusätzlich eine Tagespflege eingerichtet hat und viele Menschen begleitet mit einem eigenen Geschäftsführer; früher wurde die Geschäftsführung noch auf ehrenamtlichem Wege erledigt. Das wäre heute gar nicht mehr möglich.
Konfirmandenunterricht war einer meiner Schwerpunkte, als ich in Syke angefangen habe. Da ich auch den Unterricht für den damaligen Superintendenten mit übernommen habe, waren in den Jahrgängen 60 bis 90 Konfirmanden von mir wöchentlich zu begleiten. Da die Jahrgänge parallel Unterricht erhielten, die einen im Vorkonfirmandenunterricht, die anderen im Hauptkonfirmandenunterricht, bedeutete das für mich pro Jahr 120 Konfis und mehr. Wie ich das geschafft habe, kann ich mir im Rückblick kaum noch vorstellen, zumal das ja nicht meine einzige Aufgabe war. Riesenspaß haben mir die Freizeiten gemacht zusammen mit Frank Brenk als verlässliches Gegenüber in der Leitung und den Pfadfindern als Teamern. Heute unterrichten meine jüngeren Kollegen. Und das ist gut so. Sie sind viel näher dran an die jetzt heranwachsenden Konfirmanden.
Ein weiteres Arbeitsfeld will ich noch nennen: Die Arbeit am Gemeindebrief. Früher gab es Herrn Rolf Forster. Er sammelte alle Beiträge; Bilder und Texte mussten sortiert, auf die Seiten verteilt, ausgeschnitten und aufgeklebt werden, es war eine sehr zeitintensive Arbeit, die er zu tun hatte, und erst dann kam der ganze Brief zum Drucker. Ich brauchte nur meinen Text und mein Bild abzugeben. Nun bin ich im Redaktionskreis des Gemeindemagazins Dreiklang. Alles ist digitalisiert. Die Anzahl der Buchstaben und Spalten ist vorgegeben, die Fotos und Bilder müssen das richtige Dateiformat haben. Und das Ganze umfasst alles Wichtige nicht mehr nur aus der Syker Kirchengemeinde, sondern auch aus Barrien und Heiligenfelde, eben aus der ganzen Region Dreiklang. Nur gut, dass wir nicht mehr sortieren, ausschneiden und kleben müssen.
Was bereitet dir in deinem Amt besondere Freude? An welche Ereignisse der letzten 25 Jahre erinnerst du dich gerne?
· Das allererste Gesicht aus der Gemeinde war das von Herrn Oltmann Janssen, der mich zu meinem Bewerbungsgespräch am Eingang des Gemeindehauses empfing und mich in den damals sogenannten Seniorenraum brachte, da vor mir noch ein anderer Bewerber im großen Saal im Gespräch war.
· Der erste Besuch von Gemeindegliedern im Hachedamm. Es hieß: wunder dich nicht, wenn da welche zum Stühle rücken kommen. Und ich hatte verstanden: zum Tische rücken … wo bin ich denn nur gelandet. Aber es war Stühle rücken … mit einem großen Topf Partysuppe von Dora Sievers, Tellern und Besteck und viel guter Unterhaltung.
· Das Steigen auf 27 nach und nach aufgestapelten Getränkekisten am Anfang meines Dienstes auf einem Gemeindefest – dann bin ich runtergefallen, aber gesichert und gehalten
· Der Einzug ins Pfarrhaus im November 2000 – und der wenig begeisterte Kommentar eines Kritikers bzgl. des äußeren Erscheinungsbildes des Pfarrhauses: „naja, der Herr ist ja auch in einem Stall geboren …“ Ich finde es nach wie vor ein sehr schönes Pfarrhaus.
· Die Pfadfinderlager mit den Pfadis, zu denen auch meine Kinder zählten, und das alljährliche Weihnachtsfrühstück mit der Sippe Füchse bei mir im Esszimmer.
· Das gemeinsame Kaffeetrinken und die munteren Plauderrunden mit dem Seniorenteam zu Geburtstagen jeweils beim Geburtstagskind zuhause.
· Das Jahr 2010 mit der Feier des 125-jährigen Bestehens der Kirchengebäudes mit eigens einer kleinen Festschrift.
· Die kreative engagierte Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kirchenvorständen in den zurückliegenden Jahren und die Entwicklung hin und der Mut zu ehrenamtlicher Leitung des Kirchenvorstandes.
· Das Jahr 2006, als die ersten noch sehr schleppenden regionalen Überlegungen in Gang kamen und nun in die gute Zusammenarbeit aller drei Gemeinden auf dem Weg in die Zukunft münden.
· Das Arbeiten im Team, zunächst in der Gemeinde und nun in der Region. Das war immer in einer guten Balance, mit den früheren Kollegen und auch mit den derzeitigen Kolleg:innen.
· Mein 60. Geburtstag mit den überraschenden 10 Minuten-Besuchen aus der Gemeinde – trotz Corona – unter freiem Himmel im Pfarrgarten, sogar mit Gesang.
All das waren und sind schöne und herausfordernde Ereignisse und Erfahrungen während meiner Dienstzeit in Syke gewesen, über die ich mich noch heute freue und die ich nicht missen möchte.
Was ist für dich eine große Herausforderung als Gemeindepastorin?
Spontan fällt mir Folgendes dazu ein:
· Meine Zeit gut einzuteilen.
· „Nein“ sagen und auch durchhalten können.
· Mich selbst nicht für unersetzlich zu halten, d.h. loslassen zu können und andere ans Ruder zu lassen.
· Eine spezielle Herausforderung für das Syker Pfarramt sind die vielen Beerdigungen im Laufe eines Jahres. Und es werden immer mehr, da nun schon das vierte Alten- und Pflegeheim die Türen geöffnet hat. Dafür könnte allein schon eine halbe Pfarrstelle eingerichtet werden. Darüber hinaus ist auch der Anteil an Senior:innen und Hochbetagten immer größer geworden, da viele es vorziehen, ihren Lebensabend nicht auf dem Land, sondern in der Stadt Syke zu verbringen, und hierher umziehen.
· Das neue Rechnungswesen, das mit der Einführung der Umsatzsteuer ab 2023 notwendig wird.
· Die Digitalisierung auch des pfarramtlichen Alltages, Zoom-Sitzungen, E-Mail-Verkehr, ständige Erreichbarkeit auch übers Handy und die sich daraus ergebende Verdichtung und Beschleunigung der Arbeit.
· Die stetige Reduzierung des Personals verbunden mit der Frage: welche Aufgaben sollen bleiben? Was kann sich sinnvoll verändern?
Hast du eine Lieblingsbibelstelle?
Mein Lieblingsspruch, der mich auf allen Wegen begleitet, ist Psalm 119,105. Mein Lieblingsbuch ist das Buch des Predigers oder auch Kohelet genannt, in dem das ganze Leben mit all seinem Auf und Ab zum Tragen kommt.
Was machst du gerne privat?
Ich spaziere gern mit meiner Freundin und unseren Hunden. Ich gehe gern zum Yoga, spiele gern auf meinem Didgeridoo, nehme auch gern mal den Pinsel zur Hand oder höre Musik. Mal wieder ein richtiges MPS (Mittelalterlich Phantasie Spectaculum) täte mir gut, war aber wegen Corona nun lange Zeit nicht möglich. Auch fahre ich gern ans Meer und gehe dort am Strand spazieren. Ich lese gern aktuelle Bücher. … - Ach, es gibt so vieles, das ich gern mache. Wenn ich dann mal in den Ruhestand gehe, dann werde ich auch dann wohl nicht genügend Zeit für alles haben.
Herzlichen Glückwunsch vom Kirchenvorstand und den Gemeindemitgliedern!
Herzlichen Glückwunsch vom Kirchenvorstand und den Gemeindemitgliedern!
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